Überleben in der Krise Outdoor – Teil 2
Werden Sie Ihr Zuhause verlassen müssen? Als wir uns erstmals mit der Thematik Krisenvorsorge beschäftigten, gingen wir nicht davon aus, darüber nachdenken zu müssen, ob man Heim und Haus verlassen muss, wenn es zu einer Krise kommt. Im Zusammenhang diverser Krisenszenarien muss offensichtlich doch darüber nachgedacht werden. Nicht zuletzt die Anfrage nach einem Radio-Interview veranlasst, dass wir uns doch näher mit dem Gedankenspiel befassen, ob und wie man als Familie Outdoor überleben kann. Mit einem Campingurlaub hätte dies nämlich nichts zu tun.
Es war vor einigen Wochen in einem Gespräch unter Kollegen, in welchem darüber diskutiert wurde, ob eine ernsthafte Kriegsgefahr bestünde. Der anhaltende Ukraine-Konflikt, der ausgeübte Druck auf Putin, die politische Kälte zwischen Europa und Russland sowie die Tatsache, dass die USA weit weg vom Schuss wäre, wenn es knallt. Würde es zum 3. Weltkrieg kommen? Würde dieser auf europäischem Boden ausgetragen werden? Welche militärischen Ziele gäbe es in einem Angriffskrieg? Wo wäre die Bevölkerung Europas sicher? Wie könnte man seine Familie durchbringen?
Welche Gründe kann es geben, um in die Wildnis zu flüchten?
Krieg ist ein solch denkbares Szenario, welches die Menschen zwingen könnte, Orte und Städte zu verlassen und in der Wildnis Outdoor zu leben. Doch soweit muss gar nicht gedacht werden. Bereits bei einer Inflation könnte die Sicherheit der Menschen in den Städten gefährdet sein, weil dann Raub und Plünderungen an der Tagesordnung wären und es kaum noch möglich ist, zuhause Vorräte schützen zu können.
Geschäfte wären nicht mehr sicher. Wenn es für längere Zeit nichts mehr zu kaufen gibt, würden hungrige Menschen auch vor Einbrüchen in Wohnungen und Häuser nicht mehr Halt machen, um das eigene Überleben zu sichern. Ein weiteres Szenario könnten Krankheiten oder Seuchen sein, ebenso wie Hochwasserkatastrophen, Erdbeben usw.
Einfach Outdoor überleben?
Wer ausreichend Vorräte hat, kann dann mit der Familie das Krisengebiet verlassen und Schutz im Wald oder im Gebirge suchen. So einfach, wie dies klingen mag, scheint dies jedoch nicht zu sein. Die Schwierigkeiten und Gefahren, die dabei bestehen, sind vielseitig und sollten unbedingt überdacht werden, wenn Sie sich mit dem Gedanken spielen, im Notfall das Weite zu suchen.
Das Zeitfenster für die Flucht
Tritt ein Ereignis ein, dass eine Familie zur Flucht in die Wildnis veranlasst, steht bereits die erste Problematik an. Mitunter muss alles sehr schnell gehen. Sind alle Familienangehörigen im Haus, so dass gemeinsam alles Wichtige gepackt werden kann? Oder müssen erst die Kinder von Kita und Schule eingesammelt werden? Sind die Straßen in einem solchen Krisenfalls überhaupt befahrbar?
Es leibt nur wenig Zeit für viele Aufgaben
Kämen Sie schnell genug aus dicht besiedeltem Gebiet heraus, wenn das Chaos herrscht? Fänden Sie noch genügend Zeit, alles, was Sie für sich und die Familie brauchen werden, einzusammeln und in das Fahrzeug zu packen? Ist das Auto vollgetankt oder müsste auf gut Glück die nächste Tankstelle angefahren werden, in der Hoffnung, dass Tanken noch möglich ist?
Diverse Experten gehen davon aus, dass Ihnen maximal 3 Stunden Zeit zur Verfügung stehen, bevor das Chaos ausbricht. Deshalb sollte jeder Haushalt vorsorglich einen Fluchtrucksack packen.
Maximal 3 Stunden Zeit zum Reagieren
Maximal 3 Stunden. Zunächst klingt das nach einem guten Zeitfenster, in welchem vieles erledigt werden kann. Doch wären 3 Stunden ausreichend, wenn Kinder oder andere Familienmitglieder erst irgendwo abgeholt werden und das Auto gepackt werden muss?
Wenn man überlegen muss, was man alles einpacken muss? Haben Sie sich mal dazu Gedanken gemacht, wie Sie reagieren, wenn plötzlich Panik ausbricht? Bleiben Sie cool, handeln besonnen oder wissen Sie vor lauter Sorgen nicht, wo Ihnen der Kopf steht?
Die Ausrüstung für das Outdoor Leben
Wie lange man Outdoor in der Natur überleben muss, hängt davon ab, welches Ereignis zugrunde liegt. Im Vorfeld sollten Sie sich deshalb schon Gedanken machen, wie viel von allem Sie mitnehmen müssen und einen dementsprechenden Lebensmittelvorrat im Haus haben.
Diverse Empfehlungen reichen von einem Vorrat, der auf 2 Wochen ausgelegt ist, andere raten zu einem Vorrat für wenigstens 3 oder gar 6 Monate. Dies ist teuer und stellt Sie vor ein logistisches Problem.
Das Nötigste & Wichtigste mitnehmen
Einerseits müssen Sie die Vorräte möglichst schnell in Ihr Fahrzeug laden, andererseits müsste Ihr Fahrzeug groß genug sein, um alles Erforderliche hineinzubekommen. Neben Lebensmitteln und Trinkwasser benötigen Sie ein Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, Kleidung, Schuhe usw..
Überleben in der Krise Outdoor – mehr, als nur Lebensmittelvorräte
Die Ausrüstung für das Leben Outdoor müsste zwingend vieles mehr umfassen, wenn Sie tatsächlich mit dem Gedanken spielen, längere Zeit in der Natur zu überleben. Mehr Tipps, was sonst noch in die Krisenausrüstung gehört, haben wir für Sie im Krisenvorsorge Ratgeber „Notfallausrüstung“ zusammengestellt.
Kochen & Heizen im Winter
Sie benötigen Kochutensilien, einen Survival Kocher nebst Brennstoffen und je nach Jahreszeit vielleicht sogar ein isoliertes Zelt und eine Campingheizung wie hier sowie Petroleum, um diese überhaupt betreiben zu können. Denn mit ein paar warmen Schlafsäcken, einigen Decken und warmen Kleidungsstücken ist es gewiss nicht getan, wenn Sie mit Kindern im Winter in der Natur überleben wollen bzw. müssen.
Selbstversorgung Outdoor
Unter Umständen muss davon ausgegangen werden, dass ein Outdoor überleben länger andauern wird, als es zuvor geplant war. Wie wollen Sie dann für die Ernährung der Familie sorgen? Könnten Sie im Falle eines Falles Jagen, Angeln oder wüssten Sie, welche Früchte genießbar sind? Könnten Sie sich im Notfall verteidigen? Was passiert, wenn ein Familienmitglied krank wird und ärztliche Hilfe oder Medikamente benötigt?
Selbstexperiment machte viele Probleme deutlich
In 2011 beschlossen meine Kinder und ich, mit Fahrrad und Zelt einen Camping-Ausflug zu unternehmen. Guter Dinge suchten meine Frau und ich im Internet nach einem Zelt, Fahrradanhängern und anderem erforderlichen Equipment wie Camping-Kocher, Isoliermatten, Schlafsäcke usw.
Überleben in der Krise Outdoor: An alles gedacht
Der kleine Urlaub war für die Mitte der Sommerferien geplant und alles war gut vorbereitet. Wir hatten uns für das Experiment eine Handkurbelleuchte, Kocher, Kurbelradio, Knicklichter und andere wichtige Dinge besorgt, um für das Blog manche Sachen auszuprobieren und auf Krisentauglichkeit zu checken.
Aber dann … machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung
Während wir unsere Ausrüstung packten schien die Sonne. Doch just in dem Augenblick, als die Fahrräder vor das Haus geschoben wurden, begann es zu regnen und der Regen hörte nicht mehr auf. Als wir auf dem 20 km entfernten Campingplatz ankamen, waren nicht nur wir völlig durchnässt, sondern auch die gesamte Ausrüstung.
Das Wetter entschied sich, selbst nach 4 Tagen nicht für eine Besserung zu sorgen. Es war kalt, die Klamotten waren nass, das Zelt und die Schlafsäcke waren klamm. An Freizeitaktivitäten wie Angeln war kaum zu denken und so brachen wir völlig entnervt vorzeitig den kleinen Camping-Urlaub ab.
Überleben Outdoor – Risiken niemals unterschätzen
Sicher hätten wir mehr Durchhaltevermögen gezeigt, wenn sich diese Situation in einer elementaren Krisenzeit zugetragen hätten. Jedoch haben uns diese regnerischen Tage einen guten Vorgeschmack darauf gegeben, mit was man tatsächlich rechnen muss, wenn man Outdoor überleben will.
Dreimal so viel Gas benötigt, wie berechnet
Unseren Berechnungen nach sollten die Gasflaschen für die geplanten Urlaubstage reichen. Doch wegen der Kälte war der Gasverbrauch fast dreimal so hoch, wie abzusehen. Die Kids wollten häufig warmen Kakao um sich aufzuwärmen. Mein Kaffeekonsum stieg aus gleichem Grund. Beim echten Survival im Outdoor hätten wir Holz sammeln und Feuer machen können. Auf dem Camping-Platz war das nicht erlaubt. Die Situation verdeutlicht, wie wichtig Energie bei der Krisenvorsorge ist.
Der Gaskocher wurde häufiger angemacht, um für Wärme im Zelt zu sorgen, der Feuchtigkeit Einhalt zu gebieten, Wäsche und Bettzeug trocken zu bekommen. Die Kleidung war vom Matsch verdreckt, musste gewaschen werden, wurde nicht schnell genug trocken. Das Ausharren im Zelt auf engstem Raum wurde den Kids schnell langweilig und drückte auf die erhoffte Urlaubsstimmung.
Bei schlechtem Wetter braucht man mehr Lebensmittel
Aufgrund der Langeweile hatten wir unseren Lebensmittelvorrat – vor allem Knabbereien und Süßigkeiten – schneller aufgefuttert, als wir es geplant hatten. Bald waren die besten Sachen weg. Nicht nur das Wetter nervte, sondern auch die Gelüste nach Schokolade, Plätzchen, Chips. Das mitgenommene Brot wurde trocken, die Dosenwurst hing uns schon an Tag 3 zum Hals raus. Glücklicherweise gab es eine Pizza- und Dönerbude um die Ecke, die unser Überleben sicherte.
In einer echten Katastrophensituation gäbe es keine Versorgungsmöglichkeit. Jedes Restaurant bzw. jeder Imbiss oder Supermarkt hätte geschlossen.
Wichtige Erkenntnisse für die Krisenzeit
Nach wenigen Tagen Dauerregen und Kälte mitten im Sommer (!) brachen wir den Urlaub ab, machten uns auf den Heimweg. Für hartgesottene Outdoor- und Survival-Fans sowie erfahrene Prepper mag der Gedanke an Leben und Überleben in der Wildnis etwas Spannendes haben. Ich selbst hätte weitere Tage durchhalten können, allerdings mit Kindern und Frau sieht das ganz anders aus. Schon beim Campen war es für die Kinder alles andere als ein Vergnügen. Dabei war es Sommer, die Temperaturen mild. Doch die Nässe setzt einem zu. Nicht zu unterschätzen: Langeweile.
Überleben Outdoor – ist kein Campingurlaub!
Wie wäre es erst, wenn man Hals über Kopf sein Zuhause unfreiwillig verlassen müsste – mit dem Wissen, dass es womöglich so schnell kein Zurück in das sichere und gemütliche Heim geben wird. Wie wäre es, wenn es keinen Dönerladen gäbe, in dem man sich aufwärmen und für eine leckere Mahlzeit sorgen könnte? Wenn die Vorräte aufgebraucht sind, das Trinkwasser knapp ist und man keine sanitären Anlagen wie auf einem Campingplatz hätte?
In Krise kann Überlebenswille helfen – kann!
Selbstverständlich wäre es nochmals eine andere Situation, wenn einem kein anderer Ausweg bliebe und man wirklich Wald oder Gebirge flüchten müsste. Man wäre vermutlich froh, eine Chance auf Überleben zu haben. Dennoch zeigt unser ins Wasser gefallener Campingausflug, dass dies alles andere als leicht sein wird. Zumal es mit jedem Tag schwieriger wird, die Vorräte vernünftig einzuteilen und überhaupt ausreichend Lebensmittel, Getränke und Brennstoffe mitzunehmen.
In die Natur flüchten – nur im äußersten Notfall
Bereits für eine geplante Campingwoche wäre der normale PKW vollgepackt gewesen, was mich annehmen lässt, dass es überaus schwierig oder sogar unmöglich sein dürfte, für mehrere Monate Lebensmittel und Trinkwasser mitzunehmen. Die Flucht in Mutter Natur und ein Leben in der Wildnis ist sicher das, was Sie als letzte Option tun sollten. Es sei denn, Sie haben eine Hütte im Gebirge oder im tiefen Wald, wo Sie ohnehin schon auf alle Eventualitäten vorbereitet sind und entsprechend Vorräte und alles Wichtige für die Ausrüstung gelagert haben.
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