Flucht oder bleiben
Flucht oder Bleiben im Krisenfall? Diese Frage wird immer wieder aufgeworfen. Wer sich mit dem Thema Krisenvorsorge beschäftigt, kommt um sie nicht herum. Grundsätzlich ist es sinnvoll, einen Fluchtrucksack zu packen, der jederzeit griffbereit parat steht. Nicht nur zur Vorbereitung für einen Kriegsfall. Sondern vor allem für Großschadenereignisse wie Hochwasser, Sturm, Erdbeben, Brand oder Evakuierung bei Bombenfund – also für alle Eventualitäten, wo eine konkrete und gegenwärtige Gefahr am aktuellen Standort besteht.
Doch derzeit beschäftigt vor allem die Frage, ob man bei einem Kriegsausbruch flüchten oder zuhause bleiben soll. Wir werden heute das Thema von allen Seiten beleuchten, über Fluchtvorbereitungen, aber insbesondere über die Herausforderungen bei der Flucht informieren. Ein Hinweis für die Frauen – lesen Sie unseren Artikel Krisenvorsorge für Frauen.
Flucht oder bleiben – warum viele den Fluchtrucksack falsch verstehen
Das Thema Fluchtrucksack packen wird oft falsch verstanden oder wiegt zumindest in falscher Sicherheit. Der Gedanke, für solche Ereignisse einen Fluchtrucksack gepackt zu haben, zielt darauf ab, dass durch ein Großschadenereignis die Wohnung oder das Eigenheim beschädigt wird, der gesamte Hausrat vernichtet wird, das eigene Leben gefährdet ist und die schnelle Flucht aus der Gefahrenzone in ein sicheres Gebiet das Überleben ermöglicht.
Wofür ist ein Fluchtrucksack sinnvoll?
Bei oben genannten Großschadenereignissen kann im betroffenen Gebiet mit Hilfe von Außen gerechnet werden. Jedoch kann es je nach Schadenausmaß Stunden, Tage oder sogar Wochen dauern, bis Hilfskräfte die Region erreichen. So kann beispielsweise durch Erdbeben, Hochwasser oder Sturmschäden die Infrastruktur derart beschädigt sein, dass Fahrzeuge von Feuerwehr, THW und Bundeswehr keine befahrbaren Straßen nutzen können, weil diese zunächst mühsam freigeräumt werden müssen.
Der Inhalt des Fluchtrucksacks soll dabei helfen, die ersten Stunden oder ein bis zwei Tage mit dem Nötigsten versorgt zu sein und wichtige Unterlagen retten zu können, wenn die Gefahr besteht, dass eine Rückkehr nach hause nicht mehr möglich ist.
Flüchten vor Krieg: Wie hilfreich ist Fluchtgepäck im Kriegsfall?
Neben Flutkatastrophe, Großbrand, Erdbeben oder Sturmkatastrophe wächst die Angst vor dem 3. Weltkrieg. Inzwischen beschäftigen sich längst nicht mehr nur die Prepper mit der Frage, ob Flucht oder Bleiben im Krieg sinnvoll ist und wie man sich auf das Bleiben oder Flüchten vorbereiten kann.
Im Netz liest man immer häufiger Fragen, was man in den Fluchtrucksack packen soll, Diskussionen über das beste Messer, welcher Notfallkocher am besten geeignet ist und wie man es schafft, genug in den Rucksack zu packen.
Eine alleinerziehende Mutter mit Kleinkind fragt, wie sie das ganze Fluchtgepäck transportieren kann. Ein älterer, körperlich beinträchtiger Mann fragt, was die beste Iso-Matte fürs Fluchtgepäck ist. Ein anderer Mann fragt, ob es besser ist, sich alleine im Wald durchzuschlagen oder man sich einer Gruppe anschließen soll. Der nächste fragt, ob jemand mit YumYum-Nudeln Erfahrung hat und die sich als Notfallnahrung auf der Flucht eignen.
Und dann stellt noch jemand die Frage, ob jemand Erfahrung hat mit einem Trinkwasserfilter, den man an der Hose befestigen kann. Doch allen voran taucht immer wieder die gleiche Frage und Diskussion auf:
Soll man bei einem Krieg flüchten oder bleiben?
Fluchtrucksäcke helfen bei Kriegsausbruch den meisten Menschen kaum weiter. Anders als bei Großschadenereignissen, bei denen nur begrenzte Gebiete betroffen sind, aber von außerhalb auf Hilfe gehofft werden kann, wird dies bei einem Krieg nicht der Fall sein. Es geht also nicht mehr darum, sich so lange über Wasser halten zu können, bis Hilfe anrückt.
Im Krieg wird keine Hilfe kommen!
Flucht oder bleiben – es kommt drauf an!
Bricht der 3. Weltkrieg aus und das eigene Land wird durch ein anderes angriffen, stehen wir alle vor der Entscheidung, ob Flüchten oder Zuhause bleiben richtig ist.
Natürlich spricht einiges dafür, dass bei einem Krieg vor allem jene gefährdet sind, die in einer Großstadt leben. Denn diese dürften im Kriegsfall Ziele für Angriffe sein. Es kann also für Großstädter durchaus sinnvoll sein, die Flucht zu ergreifen und nach Möglichkeit in eine kleinere Stadt, aufs Land oder in den Wald zu fliehen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Flucht?
Was so einfach klingt, ist es nicht. Moderne Waffensysteme (Raketen) sind so schnell, dass zwischen Abschuss und Einschlag im Zielgebiet nur wenige Minuten bleiben. Eine Flucht aus der Stadt müsste also rechtzeitig erfolgen. Doch dies ist nur möglich, wenn es früh genug Anzeichen für einen solchen Angriff gibt.
Ohne einen ganz konkreten Anlass ist eine Flucht mit dem realen Lebensalltag kaum vereinbar. Wer kann bzw. will schon auf bloßen Verdacht Hals über Kopf flüchten, Job und Wohnung zurücklassen und im sicher geglaubten Fluchtpunkt ausharren und abwarten, ob etwas passiert.
Wartet man jedoch ab, bis beispielsweise über die NINA App oder Katwarn gewarnt wird, dass Raketen im Anflug sind, ist es zu spät, noch zu flüchten. Einerseits deshalb, weil kaum noch Zeit für notwendige Vorbereitungen bleiben. Andererseits, weil sich dann Zehntausende, Hunderttausende oder noch mehr Menschen gleichzeitig auf die Flucht begeben. Straßen und Autobahnen sind blockiert. Tankstellen sind geschlossen, Kraftstoffe aufgebraucht oder beschlagnahmt.
Insofern man vor einem Krieg flüchten will, ist dies nur möglich, wenn die Flucht rechtzeitig und mit guter Planung erfolgt.
Den nächsten Flughafen anzufahren in der Hoffnung, dass man noch früh genug in das nächste Flugzeug steigen und weit weg fliegen kann, ist ebenfalls sehr unwahrscheinlich. Flughäfen wären überrannt. Es wäre fraglich, ob überhaupt noch ein Flugzeug startet.
Wie kann man sich auf die Flucht vor Krieg vorbereiten?
Ob und wie man sich auf die Flucht vor einem Krieg vorbereiten kann, hängt immer von den eigenen Möglichkeiten ab. Wer einen Zweitwohnsitz im ländlichen Bereich fernab größerer Städte hat, kann dort Dinge des alltäglichen Bedarf, Trinkwasser und Lebensmittel einlagern. In Betracht käme auch, im ländlichen Elternhaus, bei anderen Verwandten oder Freunden ein Fluchtziel einzurichten, wenn die jeweiligen Personen damit einverstanden sind.
Denkbar ist auch, sich ein Stück Wald als Rückzugsort zu Kriegszeiten zu kaufen und dort eine Zuflucht zu finden. Bestmöglichen Schutz hätte man im Wald nur, wenn dort eine Holzhütte oder ein Bunker errichtet ist. Wie will man sonst ernsthaft einen kalten Winter überstehen? Der Bau setzt allerdings voraus, dies rechtzeitig zu machen. Rechtlich ist dies kaum möglich, da im Wald nicht ohne Baugenehmigung gebaut werden darf. Die Chancen, eine Baugenehmigung zu erhalten, ist nahezu unmöglich.
Zwar kann man auch auf die Baugenehmigung pfeifen und auf Nummer sicher gehen. Kommt es zeitnah zum Krieg, ist das rückblickend eine gute Entscheidung.
Kommt es aber nicht zum Kriegsausbruch, …
- handelt man sich jede Menge Ärger mit den Behörden ein,
- zahlt horrende Strafen,
- muss zudem den Rückbau durchführen
- und die Kosten dafür tragen.
Sollte man bei Krieg in den Wald flüchten?
Eine weitere Option ist es, bei Kriegsausbruch Kind und Kegel zu schnappen, um mit Hab und Gut in den nächst gelegenen Wald zu flüchten. Ob diese Idee so gut ist, ist gleich aus mehreren Gründen fraglich.
Dies sind einige Überlegungen, mit denen Sie sich zwingend auseinandersetzen müssen:
- Wie viele Menschen haben die gleiche Idee?
- Wie reagieren die anderen Menschen, auf die man im Wald trifft?
- Ist man realistisch in der Lage, sich gegenüber Angreifern zu verteidigen?
- Wie kommt man ohne Auto tief genug in ein geeignetes Waldgebiet?
- Hat man alles dabei, was man für das Überleben im Wald braucht?
- Wie lange reichen die Vorräte?
- Kann man sich selbst in der Natur Nahrung und Wasser besorgen?
- Wie lange hält man es im Winter im Waldgebiet aus?
- Wie gut kann man sich selbst verteidigen?
- Wie kommt man überhaupt aus dem Gefahrengebiet in ein sichereres Gebiet?
- Gibt es eine langfristige Lösung für Hygiene in der Krise?
- Was macht man, wenn jemand krank wird?
- Was passiert, wenn sich jemand auf der Flucht schwerwiegend verletzt?
- Wie gut ist es um die eigenen Überlebensstrategie im Freien bestellt?
- Wie will man die Kinder schützen?
- Wie will man Frau und Tochter schützen?
Flüchten oder bleiben – auf beides vorbereiten & Risiken kennen
Wir können Ihnen nicht sagen, ob Flucht oder Bleiben die bessere Lösung ist. Es hängt wirklich von der aktuellen Situation ab. Das Risiko in einer Großstadt wie Berlin, Hamburg, Frankfurt, München oder in einer Region, die wichtige strategische Ziele für einen kriegerischen Angriff darstellt, ist natürlich höher als in abgelegenen Regionen und Kleinstädten. Im Falle eines atomaren Angriffs sollte zwingend die Reichweite solcher Waffen beachtet werden.
Klar ist, dass in einem Kriegsfall das Leben überall gefährdet sein kann. Wo der sicherste Ort sein kann, wird man erst wissen, wenn es soweit ist und man die aktuelle Lage beurteilen kann. Dies sollte aber auf keinen Fall dazu verleiten, sich bei der Krisenvorsorge ausschließlich auf Flucht oder Bleiben zu fokussieren.
Machen Sie Planspiele für beide Lösungen!
Bereiten Sie sich so vor, dass Sie in der aktuellen Situation die richtige Entscheidung treffen können. Hier ein paar Anregungen:
- Bauen Sie zuhause und nach Möglichkeit in Verstecken außer Haus Vorräte auf.
- Packen Sie leichtes, aber gut zusammengestelltes Fluchtgepäck.
- Überlegen Sie, wohin Sie flüchten können.
- Spielen Sie durch, wie Sie das Fluchtziel erreichen können.
- Finden Sie Antworten auf die oben genannten Fragen.
- Trainieren Sie das Leben in der Natur – zu jeder Jahreszeit.
- Klären Sie, ob Sie jemanden in Ihrem Umfeld haben, der in einem weniger risikoreichen Gebiet wohnt und ob Sie dort im Notfall unterkommen können.
Überleben auf der Flucht – kaum zu bewältigende Herausforderungen
Bevor wir auf die Vorteile und Nachteile des Zuhausebleibens eingehen, beschäftigen wir uns zunächst mit dem Fluchtgedanken. Das Überleben in der Wildnis ist weitaus schwerer, als man es vermutet. Denn mit dem oft beinahe schon romantisierten Freizeit-Survival hat das Überleben auf der Flucht vor Krieg nichts zu tun.
Wer keine Erfahrungen mit dem Überleben in der Natur gesammelt hat, wird es nicht schaffen.
Draußen ist man früher oder später zahlreichen Widrigkeiten ausgesetzt. Ganz egal, wie gut man sich vorbereitet hat und wie viele Vorräte man zur Fluchtstätte mitnehmen konnte.
Wetter, Nahrungsbeschaffung, Wasserversorgung, Hygiene, Schutz vor Parasiten (Krankheitsüberträger), medizinische Versorgung, Schutz und Verteidigung gegen Aggressoren sowie vor Strahlenbelastung – all das sind wesentliche Herausforderungen.
Während in Abenteuer-, Wildnis- und Survival-Formaten wie zum Beispiel 7vswild das Outdoorleben auf ein, zwei oder vier Wochen beschränkt ist, es einen Notfallknopf und Medical-Team, aber keine Feinde gibt, gegen die man sich verteidigen muss, sieht es auf der Flucht vor einem Krieg ganz anders aus.
Diese weiteren simplen Beispiele verdeutlichen die Gefahr auf der Flucht:
- Das Baby fängt an zu schreien.
- Der Hund fängt an zu bellen.
- Das wärmende Lagerfeuer leuchtet kilometerweit.
- Der Geruch von brennendem Holz oder dem Essen ist weit wahrnehmbar.
Zuhause bleiben statt flüchten
Nochmals sei betont, dass es durchaus die richtige Entscheidung sein kann, das eigene Zuhause zu verlassen. Doch tendenziell dürfte das Überleben in den eigenen vier Wänden für die allermeisten Menschen die besseren Chancen bedeuten.
Krieg ist kein Zuckerschlecken! Auch nicht zuhause. Aber in der Wohnung oder im Haus stellen sich viele Herausforderungen gar nicht oder deutlich geringer als im Outdoor.
Mehr Vorräte & längere Nahrungsreserven
Einer der größten Vorteile ist darin zu sehen, dass man zuhause für einen sehr langen Zeitraum Vorräte einlagern kann. Man muss nicht darüber sinnieren, dass auch zuhause irgendwann die Lebensmittelvorräte und Trinkwasserreserven zu Neige gehen. Aber genügend Vorräte für zwei, drei oder 6 Monate vorzuhalten, stellt kein allzu großes Problem dar. Hier finden Sie unseren Ratgeber, wie Sie trotz wenig Platz Vorräte einlagern können.
Selbst wenn ein Krieg ausbricht, hat man in der Stadt eher die Gelegenheiten, an Lebensmittel, Trinkwasser, Medikamente sowie Hygieneartikel heranzukommen als tief in ein Waldgebiet geflüchtet. Wichtig sind bei der effektiven Krisenvorsorge Tauschmittel.
Schützende Wände, Dach über dem Kopf & Verteidigung
Im Krieg gibt es nirgendwo Sicherheit. Aber noch weniger sicher ist es auf der Flucht als zuhause. Selbst, wenn der Strom und die Heizung ausfällt, bietet das Dach über dem Kopf mehr Schutz vor Kälte und Feuchtigkeit. Zuhause lassen sich, insofern man vorbereitet ist, Hygiene besser aufrecht erhalten, Krankheiten und Verletzungen vorbeugen.
Die eigenen vier Wände bieten auch dahingehend besseren akustischen Schutz, wenn das Baby schreit oder die Kinder toben. Kochgerüche dringen nicht so schnell an die Nasen hungriger Menschen, die bereit sind, für eine sättigende Mahlzeit alles zu tun.
Türen und Fenster lassen sich verbarrikadieren, um sich zumindest bis zu einem gewissen Grad vor Angreifern zu schützen. Im präparierten Keller kann man sich zumindest etwas vor Strahlen und radioaktivem Staub schützen.
Klar, wenn es zur absoluten Eskalation kommt, wird wahrscheinlich alles nicht mehr helfen. Man kann vielleicht nur noch hoffen, dass es schnell vorbeigeht. Aber ob es soweit kommt, steht in den Sternen – und wer vorbereitet ist, kann seine Chancen steigern.
Der Faktor Angst ist nicht zu vernachlässigen
Angst ist ein wichtiger Faktor, welcher bei der Krisenvorsorge sowie bei der Frage, ob man flüchten oder bleiben soll, auf keinen Fall vernachlässigt werden sollte. Wir Erwachsenen können uns vielleicht noch halbwegs auf harte Zeiten vorbereiten. Vielleicht gelingt es uns, die Angst auf ein Minimum zu reduzieren. Aber wie soll es uns gelingen, unseren Kindern die Angst zu nehmen.
Kinder haben ein gutes Gespür für Gefahr, zumal sie die Unruhe der Erwachsenen spüren. Aber noch beängstigender ist es für Kinder, wenn das vertraute Zuhause verlassen und draußen im dunklen Wald übernachtet wird.
Flucht oder Bleiben – Zusammenfassung
Wir sagen nicht, dass es unmöglich ist, draußen zu überleben. Es ist ein Abwägen von konkreter Gefahr, Risiken und Wahrscheinlichkeiten. Aber auch eine Entscheidung, die in Abhängigkeit der individuellen Situation steht.
Flüchten sollten Sie, wenn Sie in einer gefährdeten Großstadt leben und die Lage sich dramatisch zuspitzt. Bleiben sollten Sie, wenn Sie keine umfangreicheren Survival-Skills haben.
Im Idealfall betreiben Sie Krisenvorsorge so, dass Sie so lange wie möglich zuhause bleiben, aber Sie im Notfall schnell packen und die Flucht antreten können, wenn Sie es müssen. Doch dafür ist es unerlässlich, mehrere Fluchtziele zu erkunden.
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