Selbstverteidigungsarten – welche gibt es?
Aufgrund steigender Kriminalitätsrate und zunehmenden Krisen wächst das Interesse an Alarmanlagen, Tresoren, Waffen und Selbstverteidigungsarten. Allerdings wirft das Bedürfnis nach mehr Sicherheit und Selbstverteidigung sowie das Verhalten in der Krise rechtliche Fragen auf. Was ist erlaubt? Was ist verboten? Im nachfolgenden Ratgeber haben wir für Sie einige rechtliche Informationen zusammengetragen.
Wachsendes Sicherheitsbedürfnis: Interesse an Selbstverteidigungsarten steigt
Der Wind in Deutschland wird rauer und auch das Sicherheitsgefühl schwindet zunehmend. Nicht zuletzt Ereignisse wie Coronapandemie, Lieferengpässe und Inflation tragen ihren Teil dazu bei. Immer mehr Menschen wissen nicht mehr, wie sie noch ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen.
Obwohl die Mehrwertsteuer zeitlich befristet um 3 Prozent gesenkt wurde, sind viele Produkte teurer geworden. Kurzarbeitergeld, Jobverlust und die Ungewissheit, wie lange uns Pandemie, Inflation und der Krieg zwischen Russland und Ukraine noch weiter im Griff halten werden – das alles wirkt sich auf die Kriminalitätsrate aus.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt und leider nehmen auch die Überfälle auf Privatpersonen und Geschäfte zu. Darüber hinaus wächst die Gefahr, das durch Blackout Strom für längere Zeit wegfällt, wodurch Überfälle und Einbrüche zu befürchten sind. Dass immer mehr Bürger sich Gedanken zum Thema Selbstverteidigung machen, ist nachvollziehbar. Heute wollen wir uns mit der Frage beschäftigen: “Welche Selbstverteidigungsarten gibt es?”
Was ist Selbstverteidigung?
Unter dem Begriff Selbstverteidigung wird hauptsächlich das Abwehren körperlicher Angriffe verstanden, aber auch das Vermeiden gefährlicher Situationen, die nicht immer körperlicher Art sein müssen. Oftmals folgt die physische Verteidigung als Reaktion auf einen akuten Angriff, um diesen abzuwehren und den Aggressor im Idealfall von weiteren Übergriffen abzuhalten.
Wer sich jedoch gegenüber einem Angreifer selbst verteidigen muss, ist häufig aufgrund der überraschenden Situation dem Aggressor unterlegen. Denn im Gegensatz zu diesem ist die angegriffene Person nicht auf den Angriff vorbereitet und hat unter Umständen noch keine Erfahrung darin, sich selbst verteidigen zu müssen.
Das Beherrschen geeigneter Selbstverteidigungsarten kann maßgeblich dazu beitragen, einerseits Angriffe durch selbstbewusstes Auftreten im Vorfeld zu vermeiden oder in einer Notsituation sich selbst zu verteidigen.
Welche Selbstverteidigungsarten können in Gefahren- und Angriffssituation hilfreich sein?
Je nach Ausgangslage kommen verschiedene Verteidigungsmaßnahmen in Betracht. Oftmals genügt es zur Abwehr, selbstbewusst aufzutreten, andere Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Insofern können manchmal bereits mildere Abwehrmaßnahmen körperliche Auseinandersetzungen mit dem Aggressor abwenden oder zumindest ernsthafte Kampfsituationen vermeiden.
Verschiedene Formen der Abwehrmaßnahmen
Aber je nach dem Ausmaß der Aggression des Angreifers sind weitere Abwehrmaßnahmen nicht immer unumgänglich. Diese reichen von Sprechen mit lauter Stimme, lauten Hilferufen über abwehrendes Verhalten wie zum Beispiel Schubsen, Schlagen, Treten und Boxen bis hin zum Einsatz freiverkäuflicher Selbstverteidigungsmittel sowie legaler und illegaler Waffen.
Gesetzliche Grenzen bei Selbstverteidigung
Wer sich auf einen unerwarteten Verteidigungsnotfall vorbereitet will, sollte stets im Blick haben, dass auch in einer Notsituation nicht alles erlaubt ist, was möglich ist. Notwehr ist nur insoweit zulässig, eine akute unmittelbare Gefahr abzuwenden. Die Abwehrmaßnahmen dürfen geeignet, müssen aber verhältnismäßig sein.
Strafgesetzbuch (StGB)
§ 32 Notwehr
(1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig.
(2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.
Quelle: https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__32.html
Selbstverteidigung muss im Verhältnis zur Gefahr stehen
Welche Selbstverteidigungsarten in Frage kommen, hängt stets von der konkreten Gefahrenlage ab. Typische Situationen, in denen Menschen sich selbst verteidigen müssen sind etwa:
- körperliche Übergriffe und Attacken auf offener Straße
- Überfall im Geschäft, im PKW oder LKW
- persönliche Konfrontation mit Täter bei Einbruchsdiebstahl
Bei Bedrohung möglichst defensiv verhalten
Generell muss in jeder Einzelsituation abgewogen werden, ob und wie Selbstverteidigungsmaßnahmen überhaupt angewandt werden sollten oder ob defensives Verhalten die bessere Entscheidung ist. Verlangt ein Räuber oder Einbrecher die Herausgabe von Handtasche, Bargeld und Wertgegenständen, ist der materielle Schaden zwar hart, aber verschmerzbar, während Gegenwehr fatale Folgen für das Opfer haben kann.
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Präventivmaßnahmen, zu denen u. a. wirksamer Einbruchsschutz, Diebstahlschutz und selbstsicheres Auftreten zählen, wirken indes vielfach tatabschreckend. Allerdings gibt es Ernstfälle, bei denen die Eigenverteidigung unausweichlich ist. Für diese Fälle möchten wir Ihnen einige der verschiedenen Selbstverteidigungsmaßnahmen näher vorstellen.
Welche Selbstverteidigungsarten gibt es?
Zu unterscheiden ist zwischen Selbstverteidigungsarten, bei denen erlernte Abwehr- und Kampftechniken und/oder abwehrende Selbstverteidigungsmittel eingesetzt werden
Die wichtigsten Selbstverteidigungsmittel
Baseballschläger, Schlagstock, Armbrust, Schlagring, Messer werden häufig als Werkzeuge zur Selbstverteidigung empfohlen. Diese sind zwar frei verkäuflich und mitunter situationsbedingt geeignet, Angreifer abzuwehren und in die Flucht zu schlagen.
Aber die Verwendung, sogar teilweise der Besitz solcher Gerätschaften kann im juristischen Sinne als Einsatz als Waffe ausgelegt werden, daher distanzieren wir uns ausdrücklich von solchen Produkten zur Selbstverteidigung. Darüber hinaus sind einige dieser Selbstverteidigungsmittel nur bedingt hilfreich, da sie alleine schon aufgrund ihrer Größe nicht ohne Weiteres mitführbar und im Selbstverteidigungsfall greifbar sind.
Zur Abschreckung erscheinen Taschenalarm, Hundeabwehrspray (resp. Tränengas, CS-Gas, Pfefferspray) eher sinnvoll. Elektroschocker erhöhen indes die Eigengefährdung, da dessen Einsatz erst erfolgen kann, wenn ein Nahkampf stattfindet. Im schlimmsten Fall entwendet der Täter den Elektroschocker und richtet diesen auf sein Opfer oder in der Verteidigungssituation verletzt man sich als Verteidiger selbst damit.
Sportliche Selbstverteidigungsarten
Insbesondere Kampfsportarten eignen sich im Falle eines körperlichen Angriffs zur Abwehr des Aggressors und zur Vermeidung eines schlimmeren Übergriffes. Allerdings setzt dies voraus, dass der Verteidiger körperlich fit ist, er/sie die entsprechende Kampfsportart technisch beherrscht und es zumindest Chancengleich zwischen Verteidiger und Angreifer gibt.
Stehen Ihnen mehrere Angreifer gegenüber und Sie sind alleine, wird es selbst mit einer Kampfsportart schwer, sich alleine gegen mehrere Personen zu verteidigen. Dennoch ist das Erlernen einer oder mehrerer Kampfsporttechniken zu empfehlen. Alleine schon deshalb, weil dadurch ein selbstbewussteres Auftreten erreicht wird, was tatabschreckend wirken kann.
Wer sich für die waffenlose Selbstverteidigung mit Kampfsport entscheidet, lernt im Training nicht nur effektive Kampftechniken. Das Kampfsporttraining befasst sich auch damit, …
- welche Ausstrahlung man durch die eigene Körperhaltung erzielt.
- durch welche Körperstellungen man Angreifern wenig Angriffsfläche bietet.
- mit welchen Bewegungsabläufen man Angriffe bestmöglich abwehren kann.
- wie man sich aus gefährlichen Körperumklammerungen befreien kann.
Ein wesentlicher Bestandteil des Kampfsporttrainings ist das Kennenlernen empfindlicher Punkte des Gegners. Mit gezielten Schlägen und Tritten gegen diese neuralgischen Punkte gelingt es, den Gegner außer Gefecht und sich selbst aus der Gefahrenzone zu begeben.
Zu den bekanntesten Kampfsportarten gehören:
- Judo
- Kickboxen
- Taekwondo
- Karate
- Jiu Jitso
- Kung Fu
Eine weitere Kampfsportart vereint mehrere Arten: Mixed Martial Arts, kurz MMA. Bei dieser Kampfsporttechnik finden sich unter anderem Elemente von Karate, Taekwondo, Judo und Jiu Jitso wieder. Das Besondere daran ist, dass bei MMA auch Bodenkampftechniken erlernt werden. Dies wiederum kann hilfreich sein, wenn der Gegner einen bereits zu Boden gelingt hat.
Um einen waffenlosen Kampfsport zu erlernen, braucht es Geduld, Ausdauer und sportliches Interesse, das mit einem relativ hohen Zeitaufwand einhergeht. Möchten Sie sich nicht dauerhaft sportlich betätigen, kommt als Alternative ein Selbstverteidigungskurs in Betracht. Dabei werden effektive Selbstverteidigungsarten vermittelt, die gezielt auf typische Angriffssituationen abgestimmt sind.
Wirksame Selbstverteidigungsarten im Kurs lernen
Das Angebot an Selbstverteidigungskursen ist vielseitig und wird nahezu in jeder Stadt (auch in Kleinstädten) angeboten. Oft bieten Sportvereine oder Volkshochschulen, manchmal sogar Schulen spezielle Selbstverteidigungskurse für Kinder, Frauen, Senioren und Jedermann an.
Selbstverteidigungskurse für Frauen (und Männer!)
Als Frau möchte man sich unabhängig von Tageszeit und Ort in der Öffentlichkeit frei bewegen können, ohne Angst vor Belästigung oder Übergriffen haben zu müssen. Gerade in dieser Situation kann ein selbstbewusstes Auftreten durchaus abschreckend wirken und Einzeltäter vom Angreifen abhalten. Auch Pfefferspray bzw. Hundeabwehrspray, das in Handtasche oder Jackentasche griffbereit mitgeführt wird, kann vor Schlimmerem bewahren.
Kommt es zu einem physischen Angriff, können auch Frauen sich durch entsprechend erlernte Selbstverteidigungsarten erfolgreich gegen männliche Angreifer zur Wehr setzen, wenngleich Frauen in der Regel Männern physisch unterlegen sind. Frauen, die sich unsicher fühlen, können in einem Selbstverteidigungskurs für Frauen präventive Maßnahmen sowie effiziente Selbstverteidigungsmethoden erlernen.
Hinweis: Nicht nur Frauen sind durch Angriffe gefährdet – daher sollten auch Männer über einen Selbstverteidigungskurs nachdenken!
Selbstverteidigungskurse für Kinder
Selbst die Kleinsten in der Gesellschaft sind nicht sicher. Zwar sind kleine Kinder erwachsenen Angreifern oder Jugendlichen im Ernstfall unterlegen. Doch diese speziellen Kursangebote zielen vorrangig darauf ab, Jungen und Mädchen bereits in frühem Alter für das Erkennen von Gefahrensituationen zu sensibilisieren.
In solchen Kursen wird Kindern vermittelt, niemals in ein Auto einzusteigen, sich unverzüglich vom Fahrzeug zu entfernen, wenn dies anhält und eine Person das Kind anspricht. Ebenfalls werden Kinder angewiesen, durch Schreien andere auf sich aufmerksam zu machen, wenn sie in eine bedrohliche Lage geraten. Außerdem werden Selbstverteidigungsmethoden erlernt, die das Selbstbewusstsein stärken sollen.
Selbstverteidigungskurse für Senioren
Alter und körperliche Konstitution spielen bei den unterschiedlichen Selbstverteidigungsarten eine wesentliche Rolle. Seniorenkurse für Selbstverteidigung vermitteln Abwehrstrategien, die trotz höherem Alter und nicht ganz so guter Kondition durchführbar sind. Beispielsweise wird den älteren Kursteilnehmern gezeigt, wie sich eine Gehhilfe dazu verwenden lässt, einen angreifenden Gegner abzuwehren und den eigenen Körper zu schützen.
Unser Fazit zu Selbstverteidigungsarten
Es gibt keine absolute Sicherheit. Daher ist Prävention das A & O. Konkret heißt das, den eigenen Wohnraum bestmöglich zu schützen und sich selbst nicht unnötig in Gefahr zu bringen. Fenster und Türen sollten einbruchssicher und geschlossen sein. Im Idealfall werden Türen und Fenster mit einer Alarmanlage gesichert.
Ist man draußen unterwegs, sollte man sich möglichst nicht in dunklen, einsamen und unübersichtlichen Gassen fortbewegen. Ereignisse der jüngeren Zeit haben leider auch gezeigt, dass man selbst dann nicht geschützt ist, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist.
Deshalb erachten wir es äußerst sinnvoll, sich mit der Thematik Selbstverteidigungsarten auseinanderzusetzen und zumindest einen Kurs für Selbstverteidigung zu absolvieren, um im Ernstfall gewappnet zu sein.
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